Stadttaubenprojekt Jena
 

Alle uns bekannten Taubenarten stammen ursprünglich von der wild lebenden Felsentaube ab.
Diese wurde domestiziert, jahrhundertelang als Fleisch-/Eierlieferant und Nachrichtenbote genutzt sowie als Friedenssymbol und Hochzeitstaube verehrt. Der Taubenkot galt zudem als hervorragender Dünger.

Die heute in den Städten lebenden Taubenschwärme bestehen aus entflogenen Haus- und Zuchttauben, verflogenen Brieftauben und ihren Nachkommen. Es handelt sich bei ihnen nicht mehr um Wildvögel, sondern um verwilderte Haustiere, die auf uns Menschen angewiesen sind. Als Körnerfresser finden sie in den Städten meist keine artgerechte Nahrung und müssen sich zwangsläufig von Essensresten unserer Zivilgesellschaft ernähren oder verhungern.

Durch gezielte Zucht wurde bei den Tieren eine ganzjährig hohe Brutaktivität genetisch veranlagt. Während Wildtauben etwa zwei Mal im Jahr brüten, sind bei unseren Stadttauben sechs bis sieben Gelege keine Seltenheit.

Als ehemalige Höhlenbrüter bevorzugen sie dafür höher gelegene Gebäudenischen, die eine städtische Infrastruktur bietet. Als Folge der Domestikation weisen Stadttauben ein vermindertes Aggressions- und Territorialverhalten auf, was eine Konzentration von Brutplätzen auf engem Raum fördert. Das Nestrevier wird aufgrund der ausgeprägten Standorttreue meist lebenslang beibehalten.