Stadttaubenprojekt Jena

Standort

Welche Faktoren sollten bei einem betreuten Taubenschlag berücksichtigt werden?

  • Der Standort sollte sich im Einzugsbereich bestehender Taubenschwärme befinden (Tauben-Hotspot).
  • Die Immobilie sollte für den langfristigen Betrieb des Taubenschlages zur Verfügung stehen (z. B. öffentliche Gebäude).
  • Der Zugang zum Taubenschlag sollte jederzeit für das betreuende Personal gewährleistet sein (nicht für Unbefugte). 
  • Bei der Nutzung einer Dachfläche müssen die statischen Gegebenheiten und Auflagen der zuständigen Behörde geprüft werden.
  • Bei ebenerdigen Taubenschlägen besteht das Risiko von Vandalismus. Eine Umzäunung ist zu empfehlen. Es besteht außerdem die Gefahr des Eindringens von Raubtieren (z. B. Mardern). 
  • Das Taubenhaus sollte mit einer großzügigen Aufnahmekapazität geplant werden. Die Grundfläche von 12-15 Quadratmetern ist hierbei eine gute Orientierung.
  • Das Taubenhaus besteht aus einem großen Taubenzimmer und einem Arbeitsraum für die Unterbringung aller benötigten Utensilien.
  • Das Maß für die Nistzellen sollte jeweils mindestens 30 x 30 x 30 cm betragen. Zusätzlich werden mehrere Singleplätze empfohlen.
  • Die Installation eines Wasser- und Stromanschlusses ist vorteilhaft. Das Taubenhaus sollte mit einem Blitzschutz versehen sein.
  • In Jena wurden regionale Unternehmen mit dem Bau der Taubenhäuser beauftragt (Planungsbüros, Handwerkerfirmen).
Kosten

Mit welchen Kosten sind betreute Taubenschläge verbunden?

  • Die Kosten werden untergliedert in einmalige Errichtungskosten sowie regelmäßige und dauerhafte Betreibungskosten.
  • Für eine Kostenverteilung wird die Finanzierung durch mehrere Kooperationspartner empfohlen.
 

Errichtungskosten:

 Die Errichtungskosten können stark variieren und sind abhängig vom Standort und Taubenschlag-Modell:

  • Errichtung eines freistehenden Taubenhauses (Dachfläche)
  • Errichtung eines freistehenden Taubenhauses (ebenerdig)
  • Ausbau eines geeigneten Dachbodens oder einer anderen vorhandenen Räumlichkeit 
  • Ausbau eines gebrauchten Bauwagens oder Büro-/Wohncontainers 

Ggf. sind weitere Kosten (Baugenehmigung, Statiker etc.) zu berücksichtigen. 

 
Betreibungskosten:

 Für die Betreuung des Taubenschlages fallen regelmäßig Kosten an, sofern diese Tätigkeit nicht ehrenamtlich ausgeführt wird.

  • Die Betreibung und Finanzierung müssen individuell verhandelt werden.
  • In Jena wurde ein Dienstleistungsunternehmen mit der Betreuung der meisten Taubenschläge beauftragt. Die Firma erhält von den Taubenhaus-Betreibern eine Pauschale, mit der jegliche Kosten abgegolten sind (Personal, Futter, Fahrtkosten etc.).

Die Betreuung der Taubenschläge kann alternativ durch Personal der Betreiberfirma (z. B. Hausmeister) erfolgen und sich ggf. kostensenkend auswirken.

Betreuung

Welche Aufgaben gehören zur Betreuung des Taubenschlages?

Neben der Wahl des Standortes ist eine kompetente Betreuung des Taubenschlages durch einen zuverlässigen Personenkreis wichtig.
Die Betreuung umfasst im Wesentlichen die folgenden Aufgaben:

  • Versorgung der Tauben mit artgerechtem Körnerfutter und Trinkwasser
  • Trockene Säuberung der Nistzellen sowie Sitz- und Bodenflächen
  • Entsorgung des Taubenkotes
  • Prüfung der Taubennester und ggf. Austausch der Gelege mit Ei-Attrappen
  • Dokumentation der ausgetauschten Taubeneier
  • Nach Bedarf gesundheitsfördernde und desinfizierende Maßnahmen
  • Beschaffung von Futter und Zubehör

Die Betreuer der Taubenschläge benötigen keine spezielle Ausbildung. Sie sollten zuverlässig und langfristig einsetzbar sein und neben der sachlichen Ausführung der Arbeiten auch Empathie gegenüber den Tauben vorweisen.

Bei Inbetriebnahme eines neuen Taubenhauses werden sogenannte „Locktauben“ eingesetzt. Dabei handelt es sich um Tiere, die noch keinen Freiflug kennen und somit für die Bindung an den gewünschten Standort des Taubenhauses geeignet sind. Freiflug wird diesen Tauben erst nach einer Eingewöhnungszeit von etwa 14 Tagen gewährt. Bei erfolgreicher Ansiedelung dieser Tauben werden andere Stadttauben mit der Zeit auf das Taubenhaus aufmerksam.

Für eine erfolgreiche und dauerhafte Ansiedlung der Tauben im Taubenschlag ist es sinnvoll, vor allem vom ersten Gelege eines Taubenpaares ein Küken ausbrüten und aufziehen zu lassen. Man fördert damit die Akzeptanz des Nistplatzes.

Die regelmäßige Fütterung der Tauben im Taubenhaus erspart den Tieren die mühsame Suche nach Essensresten, durch die sie unter- und mangelernährt sind oder krank werden. Das Brutverhalten der Stadttauben ist durch die Zucht genetisch veranlagt und nicht vom Futterangebot abhängig. Das Brüten hungernder Tauben hat eine höhere Jungvogelsterblichkeit zur Folge und ist mit dem Gesamtkonzept nicht vereinbar.

Öffentlichkeitsarbeit

Welche Maßnahmen sind im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit sinnvoll?

Um potentielle Kooperationspartner für die Umsetzung und Finanzierung des tierschutzgerechten Stadttaubenkonzeptes zu gewinnen, ist eine gute Überzeugungsarbeit notwendig. Wichtige Zielgruppen sind insbesondere:

  • Stadtverwaltung
  • Kommunalpolitik/Stadtrat
  • Wohnungsgesellschaften
  • Ansässige Unternehmen
  • Lokale Medien
  • Tierschutzverein/Tierheim

Darüber hinaus sollte die Bevölkerung für das Thema sensibilisiert und aufgeklärt werden (Flyer, Aushänge in Mietshäusern, Soziale Medien, Presse). Die Schwerpunkte sollten darin liegen,

  • über die Hintergründe zu informieren (siehe Wissenswertes und Problematik)
  • auf die Notwendigkeit einer wöchentlichen Kontrolle von Balkons u. ä. hinzuweisen, um wilde Nistplätze zu verhindern.

Ergänzend zur Betreibung von Taubenhäusern ist die Einbeziehung von Tierschützern oder vogelkundigen Tierfreunden sinnvoll, die sich um kranke oder verletzte Stadttauben kümmern. In vielen Städten haben sich Stadttaubenhilfen gebildet, die zum Großteil ehrenamtlich arbeiten.

Die Angaben sind Empfehlungen und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.